Im Zuge der europäischen Chinamode des 17. und 18. Jahrhunderts wurden im großen Stil asiatische Porzellane, Tapeten und Lackwaren gesammelt. Präsentiert wurden sie in chinoisen Kabinetten, kostbar ausgestatteten Räumen im asiatischen Stil, die in keinem Schloss fehlen durften. Hofkünstler versuchten die überaus teuren japanischen Lackwaren zu kopieren, scheiterten – genau wie bei Porzellan – zunächst an der Technik. Ende es 17. Jahrhunderts kam man dem Geheimnis auf die Spur, und eine Flut von Anleitungsbroschüren unterwies Künstler in den neuen Lackiertechniken. Parallel dazu entwickelte sich eine vereinfachte Form der Lackkunst, die sogenannte „lacca povera“ oder „japonische Arbeit“, die sowohl von professionellen Künstlern als auch von Laien, überwiegend Frauen, ausgeübt wurde. Dabei wurden ausgeschnittene Drucke koloriert, auf Schachteln, kleine Möbel oder ganze Wandverkleidungen geklebt und lackiert. Zahlreiche Druckereien lieferten Hunderte von Mustern mit chinesischen Figuren, Landschaften, Tieren und Blumen, unbedruckt oder farbig und in verschiedenen Qualitäten. Diese Form der Amateurkunst, von Kritikern als „modische Raserey“ bezeichnet, blieb über mehrere Jahrzehnte bei Fürstinnen, aber auch Bürgerinnen, in Mode. Die selbstgefertigten „asiatischen“ Objekte wurden als private Geschenke verwendet und in die Raumausstattung integriert. Damit trug die Lackierkunst entscheidend zur Formung eines europäischen Bildes von Asien bei.
Die Veranstaltung war Teil der Reihe „China im Wandel“ und wurde von der LH Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, gefördert.